Sukesh Sahni
Maskerade
Aus dem Hindi übersetzt von Konrad Meisig
Er war ein hoher Regierungsbeamter, befand sich allerdings gerade auf einer Privatreise.
Da es keine Möglichkeit gab, die Reisekosten mit der Regierung abzurechnen,
blieb ihm nichts anderes übrig, als zweiter Klasse zu fahren.
Das Abteil war proppenvoll. Mehr schlecht als recht fand der hohe Herr gerade
noch einen Sitzplatz neben einem uralten Bauern. Er saß sehr unbequem, aber
was sollte er machen – irgendwie mußte er es ja durchstehen. Als der Zug an
Fahrt gewann, begann der alte Bauer neben ihm einzudösen. Sein Kopf sackte
immer tiefer, bis er an der Schulter des Beamten lehnte. Dem kam in Anbetracht
seiner Position das Benehmen des Alten ganz einfach dreckig vor – dirty! Außer
sich vor Zorn ruckte er mit der Schulter und fuhr ihn an: „He, setz dich anständig
hin!“ Der alte Bauer zuckte zusammen und richtete sich auf.
Unverwandt schaute der Herr aus dem Fenster, als vertrüge es sich nicht mit
seiner Position, das Abteilinnere auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch ganz
allmählich umfing ihn Mattigkeit. Vom Schlaf überwältigt, war es diesmal sein
Kopf, der sich gegen die Schulter des alten Bauern lehnte. Auf den Lippen des
Alten, unter den buschigen Schnauzbartspitzen, spielte ein Lächeln voller Verständnis,
und der hohe Herr schlief sich aus. Nach langer Zeit erst, als der Zug
über eine Weiche fuhr, wachte er vom Gleiskreischen auf. Als er merkte, wie er
da schlief, schämte er sich zunächst, dann blickte er sich nach allen Seiten um.
Keiner achtete auf ihn. Erleichtert atmete er auf.